SPD-Bürgermeisterkandidat Christian Flory stellte sich den kritischen Fragen des Bund Naturschutzes Wilhermsdorf. Hier sein Plan für ein umweltfreundliches Wilhermsdorf:
BN: Wie können Sie sich vorstellen, die anderen Kommunen zur Zusammenarbeit zu bewegen, um eine landkreisweit koordinierte Planung zu erreichen?
Christian Flory: Die interkommunale Zusammenarbeit muss in Anbetracht der vernetzten Gesellschaft unbedingt weiter vorangetrieben werden. Die Gemeinde ist Mitglied in der Kommunalen Allianz Zenngrund des Landkreises Fürth und als Beobachter in der Allianz Aurach/Zenn. Der Erfahrungsaustausch mit den Mitgliedsgemeinden muss intensiviert werden. Im Bereich der Wasserversorgung, der Mittelschule und der Abwasserentsorgung klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Ferner findet ein Geräteaustausch unter den Bauhöfen statt. Mit den Gemeinden Markt Erlbach und Langenzenn wurden Gespräche über eine Zusammenarbeit im Bereich des Hallenbades geführt. Leider kam man zu keiner Übereinkunft. Trotzdem sollte in Zukunft in diesem Bereich eine stärkere Vernetzung erfolgen. Mit der Nachbargemeinde Markt Erlbach wurde mit wenig Erfolg über ein gemeinsames Gewerbegebiet gesprochen und entsprechende Planungsgespräche geführt. Markt Erlbach plant zurzeit eine Ortsumgehung. Im Rahmen der Planungen sollte man erneut Gespräche führen. Die SPD und ich möchten uns verstärkt dafür einsetzen, den Kontakt mit den angrenzenden Gemeinden zu suchen, um einen unnötigen Flächenverbrauch durch „ein aneinander vorbeiarbeiten“ zu verhindern. Der Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberes Zenntal zeigt, dass eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit kein Hexenwerk ist. Da der Markt am Rand des Landkreises Fürth liegt, ist eine Betrachtung über Landkreisgrenzen hinweg erforderlich.
Der Freistaat mit seinen Gebietskörperschaften ist Mitglied im Bündnis zum Flächensparen. Wie werden Sie den darin gestellten Forderungen gerecht?
Die SPD unterstützt die Ziele die das Bündnis für Flächensparen verfolgt durch die bedarfsgerechte Ausweisung von Flächen. Bereits jetzt entsprechen die ausgewiesenen Flurstücke der Hälfte dessen an m² was früher üblich war. Diese Reduzierung der Grundstücksflächen reduziert die versiegelten Flächen auch durch geringeren Erschließungsbedarf durch Wege und Straßen. Baugebiete werden nur noch abschnittsweise erschlossen und auch nur dann, wenn der Bedarf dies rechtfertigt, wie in Breiteschbach und Wilhermsdorf Süd geschehen. Insgesamt gesehen gibt es in Wilhermsdorf wenige Baulücken in ausgewiesenen Baugebieten. Im Bereich der Bebauungspläne war es die SPD, die einen Bauzwang durchgesetzt hat. Dies verhindert nicht nur leere Bauplätze sondern auch die Grundstücksspekulation. Die SPD setzt sich seit Jahren für die Aufwertung des Ortskerns mit Unterstützung der staatlichen Städtebauförderung. Mehrere Millionen Euro sind so in unsere Heimatgemeinde geflossen. Zu nennen sind hier die Rathausrenovierung, das Bürgerhaus mit Bücherei und Bürgersaal, die Marktplatzneugestaltung, die Festplatzsanierung, die Neugestaltung um die evangelische Hauptkirche und zahlreiche Privatsanierungen. In einem schöneren Umfeld lebt man einfach gerne. So wollen wir die historische Bausubstanz erhalten und wieder junge Menschen im Ortskern ansiedeln. Es gibt im Ortsbereich nun wenige Baulücken. Im Bereich der ehemaligen Ziegelei an der Bahnhofstrasse laufen seit Jahren Bemühungen, dort einen Vollsortimenter anzusiedeln. Die bebaubare Restfläche kann mit Wohnhäusern oder nicht störendem Gewerbe gefüllt werden. Die großen Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft an der Ansbacher Straße befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Die begonnen Gespräche mit den Eigentümern sind fortzuführen, um bezahlbaren Wohnraum zu erhalten oder zu schaffen. In den Ortsteilen wollen wir nur für den örtlichen Bedarf Flächen neu ausweisen. Durch die Dorfsanierung werden die Ortschaften aufgewertet. Ziel ist es, die Jugend im Ort zu halten und den Wohnhausbestand zu halten oder vorhandene ehemalige Wirtschaftsgebäude zu nutzen. Der Gemeinderat hat einstimmig vorausschauend die Weichen für die Ortsentwicklung im Rahmen der Flächennutzungsplanfortschreibung gestellt.
Ausgleichsmaßnahmen und Ausgleichsflächen für Naturverbrauch sollten auf Wilhermsdorfer Gebiet stattfinden. Stimmen Sie dem zu und welche konkreten Pläne gibt es bereits?
Die Gemeinde kauft vorausschauend seit vielen Jahren Grundstücke, wertet sie ökologisch auf und schreibt sie dann dem gemeindlichen Ökokonto gut. Greifen Gemeinden durch die Ausweisung von Baugebieten in den Naturhaushalt ein, müssen sie einen ökologischen Ausgleich vornehmen. Vorrangiges Ziel ist es, den Ausgleich im Gebiet selbst vorzunehmen. Dies gelingt nur bedingt, da auch eine flächensparende verdichtete Bauweise das Ziel ist. Die meisten Flächen werden in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband durch die Anlage von z. B. Streuobstwiesen im Gemeindegebiet aufgewertet. Die Flächen sollten im Bereich der Gemeinde liegen, da dann die Bevölkerung auch die Aufwertung erleben und genießen kann. Es stehen aber nicht laufend Grundstücke zum Verkauf. Aus diesem Grund ist es nicht unüblich, in der Nähe der Gemeindegrenzen Acker- oder Wiesenflächen zu kaufen. Oft weis die Bevölkerung nicht einmal, dass sie sich auf dem Gebiet der Nachbargemeinde befindet. Als Beispiel ist ein Acker mit fast 3 ha Fläche in der Hub zu nennen. Dieser soll in nächster Zeit in eine Ausgleichsfläche umgewandelt werden. Zu erwähnen sind auch die naturnahen Spielplätze, die die Gemeinde auf Vorschlag der SPD zusammen mit der Bevölkerung in den letzten Jahren gebaut hat.
Welche Maßnahmen planen Sie zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV, insbesondere bezüglich Ausbau, Taktverdichtung, Preisgestaltung und Nutzungsanreizen?
Durch den Antrag der SPD im Zuge der Umgehung einen Haltepunkt am Festplatz einzurichten, ist die Zenngrundbahn äußerst attraktiv für Bewohner aus dem Kernort und der nahen Umgebung geworden. Erfolgreich war auch die Bemühung um eine weitere Taktverdichtung. Es gibt Pläne, den Takt weiter zu verkürzen. Diese will ich mit Nachdruck verfolgen. Ich möchte mich für eine generelle Durchbindung der Bahn nach Nürnberg einsetzen. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke ist ein mittelfristiges Ziel. Ferner möchte sich die SPD für eine echte Barrierefreiheit der beiden Bahnhöfe einsetzen. Ich persönlich nutze das Angebot der Bahn täglich um zu meinem jetzigen Arbeitsplatz zu gelangen. Das Angebot des Nightliners sollte meiner Meinung nach weiter ausgebaut und besser beworben werden, damit vor allem junge Menschen für ihre Freizeitaktivitäten, die meist in urbaner Nähe stattfinden, das Auto stehen lassen. Die Einführung von Bürgerbussen und Rufsammeltaxis kann für nicht mobile Menschen ein mehr an Selbstständigkeit bringen und entlastet damit nicht nur die Angehörigen der Betroffenen, sondern auch die Umwelt. Die Nutzung der Mobicard ist ein Erfolgsmodell. Am Festplatz und am alten Bahnhof sollen neue Parkplätze entstehen, dadurch unterstützt man nicht nur die örtlichen Geschäfte sondern auch die Nutzung der Bahn.
Fahrräder und E-Bikes stellen eine gute Alternative zum Autoverkehr dar. Hierfür ist ein weiterer Ausbau der Radinfrastruktur notwendig. Welche konkreten Verbesserungen planen Sie hierzu?
In Wilhermsdorf existieren nur sehr wenige Radwege z.B. parallel zur Umgehung. Auch der Zenntalradweg verdient in Wilhermsdorf seinen Namen nicht wirklich, da er nur über allgemeine Straßen mit Kfz Verkehr oder Schotterpisten führt – ein Sicherheitsrisiko für Radfahrer. Daher muss das Radwegenetz in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden und dem Landkreis Fürth weiter ausgebaut werden. Dies betrifft den Lückenschluss vorhandener Strecken sowie die Neuplanung der Strecken Wilhermsdorf-Eschenbach, Wilhermsdorf-Meiersberg/Dippoldsberg und Wilhermsdorf- Heinersdorf. Hierfür halte ich die Erstellung eines schlüssigen Konzepts für notwendig. Die Nutzung des Fahrrades muss erleichtert werden. Aus diesem Grund ist es für mich besonders wichtig, gute Abstellmöglichkeiten für Räder anzubieten. Die bereits bestehende Initiative des Marktes ist weiter zu verfolgen.
Mit welchen Maßnahmen würden Sie dafür sorgen, dass energetische Sanierungen durchgeführt werden können, sowohl für den Privatbereich als auch für kommunale Liegenschaften?
Im öffentlichen Bereich ist die Gemeinde Träger der Planungshoheit im eigenen Wirkungskreis, ist Träger der örtlichen Energieversorgung und Netzinfrastruktur (Gemeindewerke) und als Eigentümer öffentlicher Gebäude und Betriebe die erste Anlaufstelle für Fragen der Energieversorgung und -einsparung. Die Gemeinde hat in Zusammenarbeit mit örtlichen ausgebildeten Energiefachleuten eine Energieberatung für alle Bürgerinnen und Bürger im Rathaus angeboten. Diesen Service möchte ich fortführen. Die Volkshochschule kann dazu beitragen, die Bürgerinnen und Bürger über die neuesten Entwicklungen durch Fachvorträge zu informieren. Hierfür muss einen Mitarbeiter der Verwaltung zum kommunalen Energiewirt (BVS) ausgebildet werden. Dies sollte zügig umgesetzt werden, solange diese Ausbildung mit staatlichen Mitteln gefördert wird. Ich erachte diese Fachtätigkeit als unerlässlich und dies wird sicherlich eines der ersten Schritte sein, die ich als Bürgermeister versuche umzusetzen. Ferner baue ich auf die örtlichen Handwerksbetriebe und Planer, die durch ihre gute Arbeit die Sanierung von Gebäuden ermöglichen. Oft erfolgt die sinnvollste Isolierung an Gebäuden an der Außenwand. Die Gemeinde lässt es daher bereits zu, dass auf Antrag die angrenzende öffentliche Fläche (Gehweg) teilweise mit genutzt werden kann. Die Gemeinde hat vor Jahren einen lange gehegten Wunsch der SPD und der Bevölkerung umgesetzt. Der Markt wurde an das Erdgasnetz der Infra angeschlossen. Durch die Umstellung vieler Privatheizungen wurde viel CO 2 eingespart. Für alle diese Maßnahmen gibt es Planungshilfen, Beratungen und Förderungen der Bayerischen Staatsregierung bis hin zu zinsgünstigen Darlehen der KfW, LaBo oder „Infrakredit kommunal“ die ich sinngerecht bei Sanierungsarbeiten ausschöpfen möchte, um die kommunalen Liegenschaften unserer Marktgemeinde energetisch zu optimieren. Der erste Schritt ist daher eine Analyse für die anderen Gebäude der Gemeinde durchzuführen und einen energetischen Sanierungsplan zu erstellen. Die Gemeinde erneuerte bereits alle Heizungen in ihren Gebäuden, bis auf das Hallenbad, und hat im Rahmen des Konjunkturprogrammes das Dach der Volksschule erneuert und isoliert. Die nächste Maßnahme steht mit der Erneuerung der Heizung und des Blockheizkraftwerkes im Hallenbad bereits an. Außerdem ist die Wärmedämmung zu verstärken.
Was halten Sie von dezentraler Energieversorgung? Wie würden Sie diese umsetzen?
Die dezentrale Energieversorgung ist ein wichtiger Aspekt der Energiewende, hier haben wir mit lokalen Energieerzeugungsanlagen (Windkraft, Solaranlage Schuldach und Turnhallendach, Biogasanlagen in Meiersberg und Dippoldsberg und Blockheizkraftwerk Hallenbad) bereits erste Schritte in die richtige Richtung gemacht. Schon heute erzeugen wir an guten Tagen mehr Strom als die Gemeinde verbraucht. Trotzdem bin ich der Meinung, dass hier noch viel getan werden kann.
Welchen Stellenwert hat eine Bürgerbeteiligung für die dezentrale Energieversorgung für Sie?
Die Bürgerbeteiligung nimmt für mich einen sehr hohen Stellenwert in der dezentralen Energieversorgung ein. Das gilt natürlich für den monetären Bereich durch Renditen der direkten Beteiligung, aber besonders für den Erhalt der Umwelt und Lebensqualität durch die direkte Beteiligung der Bürger an Standortwahl und Gewinnungsmethode. Die Bürgerbeteiligung ist das „Sprachrohr“ der Gemeinde, nur gemeinsam können wir versuchen, für unsere Marktgemeinde das möglichst Beste zu machen.
Welche konkreten Ziele haben Sie zur Förderung der umweltfreundlichen Mobilität –Bürgerbus, Fahrradwege, Mitfahrerzentrale?
Der Erhalt des ÖPNV in Wilhermsdorf trägt einen Großteil zur umweltfreundlichen Mobilität bei und darf nicht weiter reduziert werden. Wie unter 2.2 dargestellt, ist eine Substitution der fossilen Beförderung nur mit geeigneten Radwegenetzen erreichbar. Der Bereich der Elektromobilität ist in Wilhermsdorf angekommen. Der Markt hat am Parkplatz des Bauhofes eine öffentliche und kostenlose Zapfmöglichkeit errichtet. Die in 2.1 thematisierte Versorgung durch Bürgerbusse und Rufsammeltaxis sollte eingehend überprüft werden und ist eine wichtige Aufgabe des zukünftigen Bürgermeisters.
Können Sie sich vorstellen einkommensschwache Familien zu unterstützen, damit diese sich energiesparsame Geräte anschaffen und Heizungspumpenaustausch vornehmen können?
Die Gemeindewerke Wilhermsdorf beraten Bürgerinnen und Bürger kostenlos über Stromeinsparungsmöglichkeiten. Ferner stellen die Gemeindewerke kostenlos Stromverbrauchsmessgeräte zur Verfügung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein hoher Stromverbrauch fast immer verhaltensbedingt und nicht gerätebedingt ist. Vorstellbar wäre ein Darlehen, das mit dem ersparten Strom abgezahlt werden kann.
Welche Ziele verfolgen Sie zur Verbesserung der kommunalen Recyclingmöglichkeiten, z. B. von Energiesparlampen, Grünabfällen?
Im Bereich des Marktes gibt es Entsorgungsmöglichkeiten für Glas und Metall an den öffentlichen Sammelstellen. Batterien können im Rathaus abgegeben werden. Dort gibt es auch Sammelbehälter für Kinderspielzeug und Druckerpatronen. Baum- und Heckenschnitt von Privatpersonen kann beim Häckslertag der Gemeinde zerkleinert werden. 2013 wurde das Angebot wesentlich ausgedehnt. Die Verwertung des Materials stellt ein örtlicher Landwirt sicher. Die kontrollierte Annahme von sonstigen Grünabfällen durch den Markt ist an der Unbeweglichkeit des Landkreises gescheitert. Dieser wollte auf die Gebühren nicht verzichten, wenn die Gemeinde kostenlos Material annimmt. Die Entsorgung jeglicher Art von Wertstoff, die nicht über grüne/braune/schwarze Tonne oder gelben Sack erfolgt, findet ausschließlich in der Deponie Horbach statt. Ich finde dies in Bezug auf die Öffnungszeiten alles andere als arbeitnehmer-freundlich. Öffnungszeiten an allen Samstagen könnten hier Abhilfe schaffen. Ich könnte mir vorstellen, Grünabfälle vor Ort z.B. im Bauhof zu sammeln und diese dann nach Aufkommen zum Wertstoffhof zu verbringen. Teilweise fahren Bürgerinnen und Bürger im Herbst an Samstagen 5-10-mal von Wilhermsdorf nach Horbach und zurück um Ihre Laub- und Gartenabfälle zu entsorgen. Dies müsste zusammen im Dialog mit dem Landratsamt erfolgen, da für die Lagerung und den Transport von Abfällen strenge gesetzliche Richtlinien gelten.
Welche realistischen Stromspeichermöglichkeiten und Vernetzungen dieser sehen Sie?
Wenn es hierfür die passende Antwort gäbe, wäre die Energiewende längst vollzogen. Das Speichern von Energie ist derzeit nur in Pumpspeicherkraftwerken halbwegs effizient möglich, über diese topografischen Möglichkeiten verfügt Wilhermsdorf nicht. Das Speichern in Elektro-Chemischen Systemen wie Redox-Flow-Batterien oder neuen Konzepten wie Lageenergiespeicher, Aluminium (Natrium-Beta-Aluminat) und Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen. Das Risiko der Unwirtschaftlichkeit kann die Gemeinde Wilhermsdorf zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingehen. Sollte die Technik soweit sein, dass das Speichern von Energie wirtschaftlich möglich ist, werde ich mich dafür einsetzen, dass solches auch in Wilhermsdorf Anwendung findet.
Welche Möglichkeiten hat die Kommune Kraftwärmekopplungsanlagen bei Neubaugebieten und öffentlichen Liegenschaften zu fördern (Blockheizkraftwerk)?
Die Gemeinde betreibt seit vielen Jahren ein Blockheizkraftwerk im Hallenbad. Ein BHKW ist ein Motor. Die mechanische Energie wird in elektrische Energie umgewandelt und die Wärmeenergie wird dem Hallenbad zugeführt. Eine optimale Lösung, zudem die Verluste des Bades mit den Überschüssen der Werke verrechnet werden können und somit weniger Steuern zu zahlen sind. Das BHKW des Hallenbades muss in nächster Zeit erneuert werden. Es ist zu prüfen, ob zusätzliche Anlagen wirtschaftlich zu betreiben wären. Der Wärmebedarf von Neubauten sinkt ständig. Ob sich ein Nahwärmenetz in Verbindung mit einem BHKW im Neubaugebiet rechnet ist zu prüfen.
Planen Sie Ihre Kommune gentechnikfrei zu halten? Planen Sie dies auch in Form von Selbstverpflichtung?
Der Beitritt in das „Bündnis Gentechnikfreie Regionen in Deutschland“ wäre erstrebenswert, was eine Selbstverpflichtung der beteiligten Landwirte und Erzeuger voraussetzt. Hier wird es für Wilhermsdorf nicht ausreichen, wenn unsere Gemeinde als einzige diesem Bündnis beitritt, sondern dieses muss auf die Landkreisgrenze und darüber hinaus angegangen werden, denn Pollen und Insekten kennen keine Gemeindegrenzen. Es hilft dem Landwirt nicht, auf gentechnisch freies Saatgut zu setzen, wenn 2 km weiter ein Feld mit Genmais steht. Hier halte ich einen flächendeckenden Dialog mit den Landwirten für wichtig. Grün-, Spiel-und Sportflächen sind zur aktiven Freizeitgestaltung unerlässlich. Sie in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung anzubieten, ist kommunale Aufgabe.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass bei kommenden Planungen ausreichend attraktiver Raum zur Erholung zur Verfügung steht?
Seit jeher wurde in Wilhermsdorf auf ausreichend Grün-, Spiel- und Sportflächen Wert gelegt; diesen Weg gehen die SPD und ich stringent weiter. Kinderspielplätze, Bolzplatz, BMX Bahn, Skaterbahn, Hallenbad mit großer Liegewiese stehen zur Verfügung. Spielplätze und Freizeitanlagen sollen auch künftig in Zusammenarbeit mit der Gemeindebevölkerung entstehen, damit die emotionale Bindung zur Einrichtung und das gesellschaftliche Zusammenleben gestärkt werden. Für zukünftige Planungen müssen Bebauungspläne erstellt werden. In diesen werden die Nutzungsarten der einzelnen Flächen verbindlich festgesetzt. Im Rahmen der Aufstellung des B-Plans werden die SPD und ich uns dafür einsetzen, dass diese wertvollen Erholungsflächen in ausreichender Größe umgesetzt werden.
Die moderne Landnutzung drängt Naturräume wie Biotope und Ausgleichsflächen immer weiter an den Rand. Ist eine Vernetzung der vorhandenen Strukturen beispielsweise durch Blühstreifen, Heckenpflanzungen, Gewässerrenaturierungen oder Brachflächen geplant?
Die Schaffung von Naturräumen ist nicht nur geplant, sondern wird bereits berücksichtigt (auch hier wie in Punkt 4.2 – B-Plan) und soll auch zukünftig ein wichtiger Aspekt der Ortsplanung sein. Die Vernetzung von Biotopen ist eine fortwährende Aufgabe, die in Abstimmung mit den Grundstücksbesitzern und den Landwirten erfolgen muss. Der Landschaftspflegeverband hat im Rahmen der Gestaltung von ökologischen Ausgleichsflächen bereits einige Ideen entwickelt. Erwähnen muss man die großen Naturgebiete im Gemeindegebiet: FFH Gebiet im Zenngrund, Heckengebiet Hammelein mit Magerrasenstandort, etliche Kilometer Hecken, Schutzgebiet des Landesbundes für Vogelschutz, Magerrasenstandort in Richtung Adelsdorf. Die erste Fischtreppe in der Gemeinde entsteht am Stelzenbach. Dort können die Fische dann ungehindert in den oberen Bereich wandern. Regensammelbecken als oberirische Teichflächen anlegen und naturnah bepflanzen statt ein Beton-RÜB unter der Erdoberfläche einzugraben, ist problematisch. Wir haben den Sauweiher dennoch so ausgestaltet. Aber auch ein Stauraumkanal kann sinnvoll sein. Ein RÜB ist ein Regenüberlaufbecken. Dies dient dazu, einen übervollen Kanal zu entlasten, damit das Abwasser direkt in den Bach läuft und nicht in die Keller drückt. Baumalleen und Grünflächen in der Fortschreibung der Ortskernsanierung sind nur als einige Punkte zu nennen.
Der vermehrte Maisanbau in Folge der Zunahme von Biogasanlagen führt zu einem Rückgang der Insektenpopulation, auch der Honigbienen. Werden Sie in unserer Gemeinde für Blühflächen sorgen?
Das ist der Sinn und Zweck der Ausgleichsflächen, aber auch der Kernortplanung. Blühflächen haben nicht nur einen Nutzen für die Insektenwelt, sondern sorgen auch für das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger von Wilhermsdorf. Das Überschwemmungsgebiet der Zenn ist durch seine nicht ackerbare Fläche und der an die Zenn angelegten Naturschutzbiotope ein Garant für den Artenreichtum der örtlichen Flora und Fauna.
Pestizide, z. B. Glyphosat, wurden im menschlichen Urin nachgewiesen. Planen Sie Kontrollen der Anwendung dieser Pestizide hier vor Ort und eine Sensibilisierung der Landwirte?
MAN IST, WAS MAN ISST! Die SPD und ich möchten die unterstützen, die uns eine gesunde Alternative anbieten wie Bio-Bauern und Food-Kooperationen. Hier muss ein eigenständiges Umdenken bei den Landwirten erfolgen, um ihren Umsatz nicht mehr mit Masse, sondern mit Qualität zu erzielen. Die Kontrolle der Anwendung erfolgt im Rahmen der EU Verordnungen und den Vorgaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Der Ratgeber Pestizidfreie Kommunen des BUND ist hier ein toller Anreiz um mit gutem Vorbild voranzugehen. Ich könnte mir vorstellen, mit einer jährlichen Veranstaltung, ähnlich dem Apfelmarkt in Fürth, die Bürger nicht nur unserer Gemeinde zu sensibilisieren. Als Synergieeffekt hätten die regionalen Erzeuger die Möglichkeit, ihre Produkte zu vermarkten und Wilhermsdorf eine Veranstaltung, die die Marktgemeinde attraktiver macht.
Planen Sie die Einrichtung eines Umweltamtes oder die Beschäftigung eines hauptamtlichen Umweltbeauftragten?
Das wäre sicher eine sehr schöne Sache, aber ein Umweltamt oder ein hauptamtlicher Umweltbeauftragter ist für unsere Gemeinde nicht finanzierbar. Hier muss das Landratsamt in die Pflicht genommen werden, den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die tollen Erfolge im Bereich des Natur- und Umweltschutzes in Wilhermsdorf zeigen, dass man viele Sachen auch ohne ein örtliches Umweltamt machen kann.
Stadtbäume und innerstädtisches Grün tragen zur Steigerung der Lebensqualität in den Ortschaften bei. Welche Maßnahmen, z. B. Fassadenbegrünungen, Baumpflanzungen, werden Sie einleiten?
Hier hat die Gemeinde mit dem Gartenbau und Verschönerungsverein e.V. einen tollen Partner an seiner Seite, der nicht nur mit Blumenschmuck an Brücken, sondern auch mit vielen gartenbaulichen Maßnahmen einen großen Beitrag zur Steigerung der Wilhermsdorfer Lebensqualität leistet. Baumpflanzungen und Schaffung von Grünflächen bei neuen Projekten sind meiner Meinung nach ebenso ein Muss und haben ebenso meine Unterstützung wie die Verschönerung bestehender Gebäude und Freiflächen.
Wie definieren Sie Bürgernähe und was tun Sie dafür die Bürger einzubinden?
Bürgernähe bedeutet für mich nicht nur ein offenes Auge und Ohr für die Belange der Wilhermsdorfer Bürgerinnen und Bürger zu haben, sondern auch zur aktiven Beteiligung aufzufordern. Neben der Bürgersprechstunde und einem Bürgertelefon sollen auch alle Möglichkeiten der neuen Medien genutzt werden. Ich könnte mir eine informative aktuelle Webseite mit einem Bereich E-Gouvernement (Formulare, Anträge, Meldungen, etc.) vorstellen, den Dialog über soziale Netzwerke anzugehen aber auch die Nutzung des Mitteilungsblattes zur Informationsgewinnung auszuweiten. Zurzeit gibt es vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger, die ich ausbauen möchte. Bürgersprechstunde des Bürgermeisters, Bürgerfragestunde vor jeder Gemeinderatssitzung, Bürgerversammlungen und Sonderbürgerversammlungen zu besonderen Themen. Alle Parteien freuen sich über Bürgerinnen und Bürger, die sich mit ihren Ideen an sie wenden. Dies gilt natürlich auch für die Bürgermeister und alle Gemeinde- und Kreisräte.
Würden Sie für Sonderprojekte eine Bürgerversammlung veranstalten?
Ein klares „Ja“ von mir zur Bürgerversammlung bei Sonderprojekten. Frühzeitige Aufklärung und Diskussion, nur so kann eine Entscheidung von der Bevölkerung verstanden und akzeptiert werden; man muss Dinge auch aus anderen Blickwinkeln betrachten um das Pro und Contra zu erkennen.
Gemeinde, Parteien und Vereine können Vorreiterrollen in der Gesellschaft spielen und bei Festen, Veranstaltungen und Ereignissen auf gentechnikfreie und faire Produkte zurückgreifen. Sind Sie dabei?
Wir sind dabei! Ein Großteil aller Lebensmittel, die die SPD für Veranstaltungen und Feste einkauft, stammt von örtlichen Betrieben. Und nun zu unserer letzten Frage:
Können Sie sich eine produktive Zusammenarbeit mit der BN Ortsgruppe Wilhermsdorf vorstellen und wenn ja, wie würde diese Zusammenarbeit für Sie aussehen?
Die intensive Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem BN erfolgte in der Vergangenheit durch den ehemaligen Vorsitzenden des BN und SPD Gemeinderat Hans Müller. Viele Projekte des BN wurden durch SPD Mitglieder unterstützt und in die Tat umgesetzt. Insbesondere sind hier zu erwähnen: Die Unterschutzstellung des Heckengebietes Hammelein, die regelmäßigen längeren Veröffentlichungen im Mitteilungsblatt, die Unterstützung der Biotoppflege, die Unterstützung der Krötenrettung.
Ich hoffe Ihre Fragen soweit ausreichend beantwortet zu haben und kann gerne den einen oder anderen Punkt nochmals im Detail mit Ihnen zusammen durchgehen. Aber gerne auch Themen die nicht aufgeführt waren, wie das Thema Wasser, das nicht erwähnt wurde. Die Gemeinde und die Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten Jahren Millionen in die Abwasserreinigung und die Rückhaltung von verschmutztem Wasser investiert. Hier gibt die Gemeinde Zuschüsse für den Einbau von Regenwassernutzungsanlagen.
Auf eine gute und produktive Zusammenarbeit!
Ihr Christian Flory